Künstlersozialabgabe

Manchmal hat man als Unternehmer so echte WTF-Momente im Umgang mit Behörden. Heute war so einer.

 

Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat mich angerufen, weil sie gesehen haben, dass ich für meine Firma eine Internetseite betreibe. Wer der Designer war und wann sie angeschafft wurde, wollte die Dame wissen.

 

Der Hintergrund der Frage ist mir ja in groben Zügen bekannt. 

 

Seit fast 30 Jahren gibt es eine Künstlersozialkasse. Ähnlich wie die gesetzliche Sozialversicherung für Arbeitnehmer funktioniert die. Aber eben für Publizisten und Künstler.

 

Wer zahlt die Beiträge? Bei der gesetzlichen Sozialversicherung zur einen Hälfte der Arbeitgeber und zur anderen Hälfte der Arbeitnehmer. (Diese Aufteilung ist eigentlich total Banane. Die Kosten für den Arbeitgeber und das Nettoeinkommen des Arbeitnehmers wären bei jeder anderen Aufteilung ja gleich. Aber so sieht es schöner aus und klingt erst mal fair verteilt, weil sich ja beide Seiten beteiligen.)

 

Damit das Geld fließt, ist der Arbeitgeber per Gesetz verpflichtet, beide Beiträge abzuführen. (Spätestens hier fragt man sich warum man den Beitrag dann überhaupt 50/50 aufgeteilt hat, wenn am Ende nur der Eine das Geld abschicken soll...)

 

Jeder Arbeitgeber (und mindestens sein Steuerberater) weiß, dass er das machen muss und das man ganz böse ärger kriegt, wenn das nicht wie am Schnürchen klappt.

 

Jetzt zu den Künstlern: Hier hat sich wohl der Gesetzgeber gedacht "wir machen so was ähnliches mal für Künster und Publizisten. Eine Hälfte zahlt der Versicherte und zur Zahlung der anderen Hälfte verpflichten wir mal per Gesetz den Auftraggeber." Dummerweise wissen die Auftraggeber aber häufig gar nichts von dieser Pflicht. Also haben viele Firmen die Rechnungen der Werbeagentur oder des Webdesigners bezahlt und waren der Meinung, damit ihre Schuld beglichen zu haben.

 

Weil die relativ kleine Künstlersozialkasse nicht von Firma zu Firma gehen kann, um zu prüfen, ob da nicht was vergessen wurde, hat man vor ein paar Jahren die Herrschaften von der Deutschen Rentenversicherung mit dieser Aufgabe betraut.

 

Sie prüfen jetzt, ob ich künstlerische oder publizistische Dienstleistungen eingekauft haben und ob ich diese brav bei der Künstlersozialkasse gemeldet habe. Zu diesem Zweck habe ich auch einen Fragebogen bekommen, in dem ich wahrheitsgemäß geschrieben habe, dass ich hier nichts zu verzollen habe.

 

Dass sie jetzt meine Homepage entdeckt haben und mich daraufhin anrufen erinnert schon ziemlich an die geliebte GEZ. Haben wir denn keine größeren Probleme zu Lösen, als die Frage, ob ich für eine 16 kB Html-Datei eine Künstlersozialabgabe in Höhe von 3,9 % (ja, mehr ist das gar nicht!) abgeführt habe?

 

Diese Frage lasse ich mal im Raum stehen.

 

Die Dame von der Dame von der Deutschen Rentenversicherung Bund konnte ich beruhigen. Ich habe die hmtl-Datei und die css-Datei selbst geschrieben. Also keinen Künstler beauftragt, kein Geld dafür bezahlt und meine Meldung war wirklich korrekt.

 

Aber um das noch zu toppen, fragte sie mich anschließend, in welchem Umfang ich kreativ tätig sei. Nach einem kurzen Moment der Sprachlosigkeit habe ich ihr erklärt, dass ich ein total unkreativer Mensch bin.

 

Warum? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mit dieser Antwort am schnellsten in Ruhe gelassen würde. Für Kreative Unternehmer gibt es bestimmt ein paar Sonderabgaben, von denen ich nichts weiß.

 

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